Der Weg des Attergauer Holzes

zur Saline Ebensee in den Jahren 1722 - 1871

Vorgeschichte

 

Als die Habsburger den seit 1007 im Eigentum des bayrischen Hochstiftes Bamberg befindlichen Attergau in den Jahren 1379 und 1383 erwarben, mag wegen dessen Waldreichtums der Gedanke mitgespielt haben, damit eine große Holzreserve für die Salinen zu schaffen.

 

Die von den Bambergischen Bischöfen als treuhändische Verwalter dieser weitab vom Stammsitz gelegenen Ländereien bestellten Vögte wurden nun in ähnlicher Funktion durch „kaiserliche Pfleger“ ersetzt. Mangels ausreichender Kontrollen missbrauchte gar mancher von ihnen ihre Machtposition zur Willkür und zum Eigennutz, ließen die Zügel schleifen, wodurch schwere Einbußen der Erträgnisse entstanden.

Die immer größeren Schulden sowie sonstige Widerwärtigkeiten nötigten schließlich Kaiser Maximilian l. im Jahre 1499 zur Verpfändung aller drei Attergauer Herrschaften an seinen Kämmerer Wolfgang von Polheim, unter Vorbehalt der Jagd, um den ansehnlichen Betrag von 45 000 Gulden. Polheim verstand es, das bestehende Vertrauensverhältnis zum Kaiser vorteilhaft zu nützen, und schuf damit in seinem Machtbereich Unzufriedenheit und Empörung, die zu den ersten örtlichen Bauernaufständen führten.

Erst Kaiser Ferdinand l. konnte mit Hilfe vieler aufgenommener Darlehen im Jahre 1570 die verpfändeten Liegenschaften wieder einlösen, doch die dadurch neuerlich entstandenen Schulden lasteten noch schwer auf seinen Nachfolgern. So sah sich Kaiser Richard ll. gezwungen, dem inzwischen auf Schloss Kammer sitzenden Geschlecht der Khevenhüller (Gesandte am habsburgisch-spanischen Hof) als dem Hauptgläubiger die Attergauer Herrschaften im Jahre 1581 zu übergeben. Allerdings mit der Einschränkung, alle für salinarische Zwecke geeigneten Wälder als hierfür reserviert zu betrachten. Diese dem jeweiligen Ermessen anheim gestellte Bedingung gab Anlass zu vielen, langwierigen Streitigkeiten, die erst im 19. Jahrhundert endgültig beigelegt werden konnten.

 

Nicht nur durch diesen Zwist, sondern mehr noch durch die Waldreservate wurden jene Bevölkerungskreise, die Holzwaren aller Art erzeugten und überwiegend auf dem Wasserwege des Atterseeabflusses den Märkten zuführten, schwerstens betroffen.

War es für diese bisher möglich, das hierfür erforderliche Holz – wenn auch nicht zum Vorteil der Wälder – nach ihrem eigenen Gutdünken zu entnehmen, so war nun jede derartige Holzentnahme aus den Reservaten strengstens verboten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde zur Überwachung dieses Verbotes ein „Forstknecht“ in Kammer eingesetzt, der infolge der Weitläufigkeit seines Aufgabenbereiches die vielen Übergriffe und Holzdiebstähle nicht verhindern konnte. So entstand in weiterer Folge das k.k. Waldambt Adergay“ in Kammer mit einem Waldmeister als Leiter, wohl mit der vorherrschenden Funktion einer Forstpolizei. Doch auch dadurch konnten weiterhin Verstöße gegen das Verbot nicht unterbunden werden, umsomehr, als die gesamte Bevölkerung dieser einschneidenden Neuerung verbittert und geradezu feindselig gegenüberstand. Da die Salzproduktion, der Nachfrage folgend, sich immer mehr steigerte, war sie für die kaiserliche Hofkammer in Wien eine expandierende und daher besonders bedeutende Einnahmequelle. Damit gleichlaufend nahm der Holzbedarf zu, hingegen die Holzvorräte in erschreckendem Maße ab. Die Zeit war gekommen, um im weiteren Umkreis Waldgebiete zur Versorgung der Salinenbetriebe heranzuziehen. Bereits im Jahre 1540 erfolgte die erste „Atterseer Waldbeschau“ durch eine kaiserliche Kommission, die viel Schiffs- und Kufholz feststellte und verschiedene Waldteile zur besseren Holzpflege empfahl. Schon 1544 erschien die zweite Kommission, um Verwendungs- und Transportmöglichkeiten zu erkunden und die Einstellung der durch die Herren von Polheim geübten Waldverwüstungen anzuordnen. Im Bereich des Verweseamtes Ebensee fanden nachfolgend noch rund zehn Waldbeschauen statt, von denen aber nicht alle den Attergau betroffen bzw. berührt haben werden. Wann die ersten Schlägerungen für die Saline im Attergauischen erfolgt sind, lässt sich nicht genau feststellen, vermutlich aber in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sicher ist nur, dass diese im Bereich von tiefer gelegenen Übergängen der Wasserscheide zwischen Atter- und Traunsee durchgeführt wurden, um von diesen mit sanft ansteigenden Schlittenziehwegen auf Attergauer Boden möglichst viel Holz zu unterfangen und damit über die Wasserscheide in die zur Traun führenden Triftgewässer zu bringen. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser Art waren jedoch sehr beschränkt. Um an die großen Holzvorräte heranzukommen, mussten man sich ein weitläufiges, aufeinander abgestimmtes Bringungssystem einfallen lassen. Unabdingbare Voraussetzung dafür blieb aber die Überwindung der Wasserscheide zu den dem Traunfluß zufließenden Triftgewässer. Die wagemütige Lösung fand man mit der epochalen und bewundernswerten Einrichtung des Hallholz-Aufzuges im Äußeren Weißenbach, in der Gemeinde Steinbach am Attersee gelegen. Von dieser forsthistorischen, einst für die gesamte Region so bedeutungsvollen Einrichtungen, hat der örtliche Heimatverein dank vieler unentgeltlichen Arbeitsleistungen ein Modell im Maßstab 1:10 erstellt, das sich in einer alten, zu einem Heimathaus umgewidmeten Holzknechtstube jener Zeit, nächst dem Strandbad der Gemeinde Steinbach am Attersee, als Schauobjekt befindet. Für alle Interessierten sind nähere Einzelheiten in der vorliegenden Broschüre beschrieben.

Triftkarte
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